Räte-Bewegung in Mittelfranken

Die Stimmung in Mittelfranken war maßgeblich beeinflusst von der ablehnenden Haltung Nürnbergs zur Räterepublik. Trotzdem schlossen sich zwei Städte Mittelfrankens mehrere Tage der Räterepublik an und in einigen kleinen Orten wurde sie zumindest formal ausgerufen. Der Räte-Bewegung in der Region wurde die ablehnende Haltung Nürnbergs genauso zum Verhängnis wie den Fürthern oder Ansbachern.

In Hersbruck schloss sich der MSPD-dominierte Arbeiterrat am 7. April der Räterepublik an.

In Zirndorf demonstrierte am Morgen die Ortsgruppe der USPD (28 Personen) und verkündete die Räterepublik. Als an der am Nachmittag angesetzten Kundgebung nur 200 Personen teilnahmen, verzichtete die Partei auf die Neuwahl des Vollzugsausschusses der Arbeiter- und Bauernräte, da dafür die Beteiligung zu gering sei. Der neu gewählte Vollzugsausschuss sollte eigentlich die Räterepublik offiziell ausrufen.

In Altdorf verkünden Trommler die Ausrufung in der Stadt. Da Nürnberg am Vormittag des 7. April telefonisch nicht zu erreichen war, erfährt der ABR erst in seiner mittäglichen Sitzung von der ablehnenden Haltung Nürnbergs und beschloss gegen die Stimmen des Vorsitzenden Bachinger (MSPD) keine weiteren Maßnahmen zugunsten der Räterepublik zu unternehmen. Das Ausrufungstelegramm wurde am nächsten Morgen wieder aus dem Postamt entfernt.

In Fürth dagegen – wie auch in Passau, Schweinfurt und Lohr – sprachen sich Volksversammlungen für die Ausrufung der Räterepublik aus und dokumentierten damit, dass nicht nur einige Räte hinter dem Münchner Versuch einer Räteherrschaft stehen, sondern eine – von Ort zu Ort verschiedene – Massenbasis. Am Ende der Informationskette in München, verschwanden die lokalen Unterschiede und die Meldungen vereinten sich zu einem Bild massenhafter Zustimmung aus diesen Städten.

Ortschaften in Mittelfranken, in denen die Räterepublik zeitweilig anerkannt wurde: Uffenheim, Fürth, Zirndorf, Hersbruck, Altdorf, Ansbach und Crailsheim.

Unterfranken: Aschaffenburg, Lohr, Schweinfurt, Würzburg, Königshofen.

Literatur: Michael Seligmann: Aufstand der Räte, Grafenau 1989