Novemberrevolution und die Ermordung Eisners

Unabhängig von der Entwicklung in Berlin ergriff Kurt Eisner (USPD) am 7.11.1918 die Initiative, erklärte die Monarchie für abgeschafft und rief den ‚Freistaat Bayern‘ aus. Die Aktion verlief vollkommen friedlich. Noch in der Nacht vom 8.11.1918 wurde er vom Münchener Arbeiter- und Soldatenrat zum provisorischen Ministerpräsidenten gewählt.

Die bayerischen Arbeiter- und Soldatenräte, auf dem Land auch die Bauernräte, beanspruchten bei der Gestaltung der zukünftigen Politik entscheidend mitzuwirken. Innenminister Erhard Auer (MSPD) dagegen tat alles, um die alte Bürokratie gegenüber den Räten zu stärken, und reduzierte noch im Dezember 1918 die Kompetenzen der Räte auf bloße Kontroll- und Beratungsrechte. Darüber hinaus drängte die MSPD auf baldige Landtagswahlen und konnte sich mit einem frühen Wahltermin, dem 12.1.1919, auch gegen Eisner und die USPD durchsetzen. Ziel der MSPD war es, dass die Befugnisse der Räte baldmöglichst auf den Landtag übergingen. Ministerpräsident Eisner hingegen vertrat ein Konzept, das Parlament und Räte als gleichberechtigte Organe einer zukünftigen Verfassung begriff. Damit stand er nicht nur gegen die MSPD, sondern auch gegen die radikaleren Kräfte des ‚Revolutionären Arbeiterrates‘ (RAR) um Erich Mühsam und Gustav Landauer, die ein reines Rätesystem forderten. Sie warfen Eisner zu große Nachgiebigkeit gegenüber der MSPD vor.

Die Wahlen Mitte Januar erbrachten eine Mehrheit für die bürgerlichen Parteien, für die USPD unter Eisner dagegen eine vernichtende Niederlage. Auf dem Weg zum Parlament, wo er seinen Rücktritt erklären wollte, wurde Eisner am 21.2.1919 von Graf Arco Valley, einem Mitglied der rechtsextremen Thule-Gesellschaft, erschossen. Der Mord an Eisner löste in Bayern eine Welle der Empörung aus. In allen größeren Städten fanden Massenveranstaltungen statt, der neu gewählte Landtag ging fluchtartig auseinander. Weiterhin aktiv blieb der Münchener Vollzugsrat unter dem Vorsitz von Ernst Niekisch (MSPD). Die bis in den März hinein tagende Landeskonferenz der bayerischen Räte fand einen Kompromiss zwischen den Anhängern des Parlamentarismus und denen der Rätedemokratie. Die Räte sollten mit begrenzten Kompetenzen bestehen bleiben und der Landtag vorerst nicht wieder einberufen werden. Zum neuen Ministerpräsidenten wurde Johannes Hoffmann (MSPD) gewählt.