1920: Ordnungszelle Bayern

Die in Bayern stationierte Reichswehr blieb gegenüber dem Kapp-Putsch indifferent. Auf Druck der Einwohnerwehren und rechtsgerichteter Kampfverbände (z.B. Freikorps Epp) forderte General von Möhl, Chef der Reichswehr in Bayern, von der Koalitionsregierung Hoffmann die Übergabe der vollziehenden Gewalt.

Kapp-Putsch und Rücktritt der Regierung Hoffmann

Am 13. März 1920 hatten rechte Freikorps unter der Leitung von Generallandschaftsinspektor Kapp einen Putschversuch in Berlin unternommen (Kapp-Putsch). Das passive Verhalten der Reichswehr, die dem Kapp-Putsch mit wohlwollender Neutralität zusah, stellte einen klaren Verfassungsbruch dar.

Die in Bayern stationierte Reichswehr blieb gegenüber dem Kapp-Putsch indifferent. Auf Druck der Einwohnerwehren und rechtsgerichteter Kampfverbände (z.B. Freikorps Epp) forderte General von Möhl, Chef der Reichswehr in Bayern, von der Koalitionsregierung Hoffmann die Übergabe der vollziehenden Gewalt. Ansonsten könne er für das Verhalten der bewaffneten Verbände keine Gewähr leisten. Die Erpressung zeigte Folgen: Die exekutive Gewalt ging auf die Reichswehr über, die Regierung Hoffmann trat zurück und machte damit den Weg frei für die rechtskonservative Regierung Kahr unter Führung der Bayerischen Volkspartei (BVP).

In der Folgezeit entwickelte sich Bayern zur berüchtigten Ordnungszelle, die zum Sammelbecken für die unterschiedlichsten rechtsextremen Strömungen wurde. Kapitän Ehrhardt, per Haftbefehl gesucht, fand in München offizielle Unterstützung und organisierte von hier aus die rechtsterroristische ‚Organisation Konsul‘. Diverse ‚blauweiße‘ monarchistische Verbände suchten Möglichkeiten, die Republik wieder zu beseitigen. Und schließlich fand im Bayern der Jahre nach 1920 die NSDAP Schutz von höchster Regierungsstelle aus.

Die Entwicklung sollte im Jahr 1923 kumulieren, als rechtsextreme Kräfte mit Billigung der Landeskräfte den „Marsch auf Berlin“ vorbereiteten (nach dem Vorbild Mussolinis in Italien). Ein gemeinsames Vorgehen scheiterte an internen Auseinandersetzungen der bayerischen Rechten. So blieb das isolierte Putschunternehmen Hitlers und der NSDAP im November 1923 vorerst erfolglos.