Vier Tage Räterepublik Fürth
„Trotz alledem“
Die Ausrufung der Bayerischen Räterepublik am 7. April 1919 traf Fürth nicht überraschend. Schon am Vorabend hatte der Fürther Arbeiter- und Soldatenrat (ASR) gegen nur wenige Stimmen der Mehrheitssozialisten (MSPD) eine Resolution für die Räterepublik verabschiedet. Auch Volkswehr-Oberstleutnant Mayer (USPD) erklärte die Zustimmung der Garnison…
Am 7. April, vier Uhr morgens, trafen erste Telegramme aus München ein. Sofort wurden Plakate geklebt, die zu einer Volksversammlung um 10 Uhr aufriefen. Volkswehren besetzten Banken, Post, Telegrafenamt und Depots. Ein weiteres Plakat verkündete erste Beschränkungen im Bankengeschäft, um Angstabhebungen zu vermeiden. Oberbürgermeister Wild erklärte seinen Rücktritt.
In den Betrieben wurde die Arbeit eingestellt und mehrere Tausend versammelten sich auf dem Schießanger, um die Räterepublik auszurufen. Im Anschluss zogen sie durch die Stadt, auf dem Rathaus wurde die rote Fahne aufgezogen.
Der Vollzugsausschuss (VA) des ASR bestand nun aus elf Mitgliedern: Sechs USPDler, drei Vertreter der MSPD, ein Kommunist und ein Beamtenvertreter sollten zusammen mit einer von der Gewerkschaft gestellten Kommission die Verwaltung der Stadt leiten.
Erste Schwierigkeiten mit der Nachbarstadt Nürnberg, die sich mit der Regierung Hoffmann in Bamberg solidarisch erklärte, zeigten sich: Vom dortigen Generalkommando wurde der Kriegszustand verhängt. Der Fürther ASR ignorierte diese Anordnung. Doch nur die USPD trat entschlossen für die Räterepublik ein.
Am Abend tagte die Mitgliederversammlung der MSPD. Nach langen Diskussionen wurde zwischen einem Pro-Räterepublik-Antrag vom ASR Heinlein und der Nürnberger Resolution der MSPD abgestimmt: 178 stimmten für die Räterepublik, 193 dagegen.
Nur 4 Tage währte die Räterepublik in Fürth. Nicht nur politische Differenzen, sondern auch Geldmangel und Lebensmittelknappheit setzten ihr stark zu: „Die Bauernräte Mittelfrankens unterstützen die Regierung Hoffmann und lehnen die Räterepublik nach wie vor entschieden ab“, hieß es in einer Entschließung der Bauernräte der Region.
Viele Gemeindebeamte setzten ihre Arbeit unter der Räteregierung zwar fort. Doch hohe Beamte der Verwaltung und das Gemeindekollegium verweigerten ihr die Gefolgschaft.
Auch der Sold für die Soldaten konnte nicht mehr gezahlt werden, weil viele Bürger ihre Konten plünderten und die Reichsbank keine Gelder mehr nach Fürth zuwies. Das Generalkommando in Nürnberg versprach daraufhin Oberstleutnant Lippert von der Volkswehr Soldzahlungen, wenn er die Soldaten dazu brächte, sich gegen die Räterepublik zu entscheiden. Was ihm schließlich gelang. Nun stand nicht nur die Stadtverwaltung, sondern auch die Garnison gegen eine Weiterführung der Räterepublik.
Am Abend des 10. April 1919 tagte der ASR im Wirtshaus „Grüner Baum“. Nach heftigen Debatten setzten sich die Räte der MSPD mit ihrer Ablehnung der Räterepublik durch.
In der ASR-Versammlung einen Tag später sprachen sich 91 Arbeiterräte gegen und 72 für die Räterepublik aus. Daraufhin traten die USPD-Räte aus dem ASR aus. In ihrer Erklärung heißt es: „Wir haben bei der Uebernahme der öffentlichen Macht in Fürth mit peinlichster Sorgfalt darüber gewacht, daß nirgends ein Gewaltakt oder sonst eine Brutalität vorgekommen ist. (…) Im Übrigen sind wir der Ueberzeugung, daß die Räterepublik, wenn man sie jetzt erwürgt hat, doch wieder – vielleicht schon nach einigen Wochen – aufleben und sich durchsetzen wird. Trotz alledem!“
Ausstellungstafen als pdf dazu: